Genre: Alle
Mitglieder:

  • Off Topic (Gesang, Rap, Schlagzeug-Imitation, Perkussion, Keyboards, Synthesizer, Samples und Drumcomputer)
  • Helmut Lang (Gesang, Rap, akustische und elektrische Gitarren, Bass)
  • J.Low (Gesang, Rap, Akkordeon, Trompete)
  • Andreas Voigt (Keyboards, Orgel, Piano, Akkordeon, Mundharmonika, Samples, Drumcomputer, Gesang)

Ort: Hamburg
Webseite: kaktus-klub.de

Kaktus Klub sind jahrelang als Musikkabarett durch vor allem süddeutsche Clubs und Kleinkunstbühnen getourt, und haben sich einen Ruf als Spezialisten für mitreißende Stilparodien erarbeitet. Inzwischen übersetzen sie ihre Bühnenformel von „Musik und Satire“ in Studiomusik, immer eingängig, immer doppelbödig und mit Lust aufs musikalische Abenteuer.

Auf ihrer EP „Rebell“ ließen sie Irish Rock und Hip Hop ebenso aufeinanderprallen wie Punk und Barjazz, auf „Wonderful X-mas Time“ haben sie sich an kitschigem Weihnachtspop abgearbeitet, und mit der Volksmusik-Parodie „Heimat“ haben sie gezeigt, dass sie für den guten satirischen Zweck auch bereit sind, in üble musikalische Niederungen hinabzusteigen.

Derzeit arbeiten sie an ihrem Album „Absolut“. Die zehn Stücke werden stilistisch homogener, einen Vorgeschmack gab 2019 die Vorabsingle des Titelstücks mit harten Funk-Beats, kraftvollen Gitarren und prägnanten Vokalharmonien.

Single: Wonderful X-mas Dance

Schon wieder Weihnachten — und jetzt? Tanzen, bis die Schlittenschellen schellen!

Geht es nach dem Kaktus Klub, dann ist der Heilige Abend eine astreine Partytime: In „Wonderful X-mas Dance“ geben knochentrockene Housebeats das Tempo vor, dazu jubilieren die Bläser: Hallelujah! Die wenigen kurzen Momente der Besinnlichkeit dienen als Anlauf, um bis zur Besinnungslosigkeit zu tanzen.

Das kommt bekannt vor, „Wonderful X-mas Time“ erschien vor zwei Jahren als ebenso lässiger wie konsumkritischer Feiertags-Hiphop, aus dem nur deshalb ein Weihnachtslied wird, weil der Producer die Schlittenschellen anknipst. „Wonderful X-mas Dance“ ist der „Santa House Christmas Craze Mix“, so der volle Name, von diesem Stück. Und auch hier gilt die sarkastische Devise: Die heilige Nacht ist nur so gut, wie du eingekauft hast.

Aber anstatt bloß das Tempo zu ändern und einen anderen Beat dazuzumischen, wie man es von vielen anderen Remixes kennt, hat der Kaktus Klub das Stück glatt umgekrempelt: Der Refrain ist nun das Vorspiel, die Bläserüberleitung wird zur Hauptattraktion und macht aus dem Stück einen Discofeger. Dabei verschmelzen ganz aktuelle Synthesizer-Sounds mit 90er-Beats und einem Querflöten-Solo, wie man es in den 70ern erwartet hätte.

Das ist zeitlos. Das ist heiß. Das ist: ein Geschenk.

Single: Absolut

„Bist du nicht für mich, dann bist du gegen mich – Bist du nicht rechts, bist du wohl links“

Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren: Öffentliche Debatte ist heute nur noch Schwarz oder Weiß – dazwischen gibt es nichts. Jede Meinung ist absolut und lässt keine andere zu. Ganz gleich, ob es um existenzielle Fragen geht („Gibt es ein Leben nach dem Tod?“) oder um Nebensächlichkeiten („Grillst du die Würstchen auf der Glut?“): Stets lautet die Antwort: „Absolut, absolut“.

Kaktus Klub haben aus diesem Gegenwartsgefühl die knackscharfe Hiphop-Hymne „Absolut“ gemacht. Mit gewaltigen 80er-Jahre-Synthies errichten sie eine wall of sound zwischen den Extremen, mit einem erdrückenden Rock-Refrain, dessen Melodie die Hörer nicht mehr loslassen wird. Kompromisslos ist das Snare-Drum-Ostinato, das sich durch den gesamten Track zieht, ätzend das Gitarrensolo, brachial der Höhepunkt, überraschend unversöhnlich der Schluss.

Die Single ist der Vorbote für das gleichnamige Album, das die Band für die zweite Jahreshälfte angekündigt hat. Bisher hat der Kaktus Klub vor allem mit Stilparodien seine Späße getrieben, etwa mit Weihnachtspop auf der EP „Wonderful X-mas Time“ (2017), Irish Rock auf dem Mini-Album „Rebell“ (2016) oder mit volkstümlicher Musik auf der Single „Heimat“ (2018). Das Stück „Absolut“ ist dagegen eigenständiger und ernsthafter. Geblieben ist der Sarkasmus in den Lyrics, der so typisch ist für die Musiksatiriker.

Mehr Info zum Albumprojekt: https://kaktus-klub.de/2019/03/27/wie-soll-es-nur-weitergehen/

EP: Heimat

Kann Musik Satire sein? Gegenfrage: Kann Volksmusik Musik sein? Kaktus Klub macht Musik und Satire, auf deutsch und in jedem Stil, der den vier Sängern und Multiinstrumentalisten in die Quere kommt. Bisher zum Beispiel: Funk, Irish Folk, Punk, Jazz.
Mit „Heimat“ überschreiten sie mindestens zwei Grenzen: Die Grenze zum Dreivierteltakt. Und die Grenze des guten Geschmacks. Denn so volkstümlich wie in diesem Video hat der Kaktus Klub noch nie aufgespielt. Und ganz ehrlich – das ist auch gut so.
Lied und Video haben alles, was Heimat heute noch ausmacht: A Madl, das a Sünd’ wert ist; ein Herrgott, der die Geschicke lenkt; eine jahrhundertealte Tradition, die es heute nur noch im volkstümlichen Schlager gibt. Und früher eigentlich auch schon. Dazu: Autobahnen.
Dass der Film nicht ganz stilecht in der Rhön gedreht wurde statt in den Alpen – da wird der Herrgott scho’ a Augerl zudrücken. Viel Spaß beim Mitschunkeln! Pfiat eich!

EP: Wonderful X-Mas Time

Es wird Weihnachten – Widerstand zwecklos.

Wenn im September die Lebkuchenherzen palettenweise in den Supermärkten stehen, wenn Mitte Oktober die Schaufensterauslagen mit Glitzer bestäubt werden, wenn ab November „Last Christmas“ im Radio dudelt, dann ist die Welt ja sowas von stimmungsvoll. Mit „Wonderful X-mas Time“ hat Kaktus Klub die passende Antwort auf den alljährlichen Heimeligkeitswahnsinn geschrieben.

„Die Heilige Nacht wird wie am Perlenarmband laufen
Dank all der schönen Dinge die wir uns wie immer kaufen
Ich bin heiß drauf wie Glühwein mit Schuss
Deine Augen leuchten wie‘n Swarovsky-Erguss“

Der kitschige Refrain des Liedes, der sofort ins Ohr geht, ist nur eine Finte. Schnell stellt sich ein unwiderstehlicher kubanischer Retro-Groove ein, zu dem der Kaktus Klub seine sarkastischen Texte rappt. Dabei machen die vier Musiksatiriker zweierlei deutlich: Die Heilige Nacht ist das, was man vorher eingekauft hat. Und, wie Lead Rapper Johannes Lorentzen sagt: „Weihnachtspop ist nichts weiter als Pop plus Schlittenschellen.“
Doch die neueste EP des Klubs hält mehr bereit: Die Langversion von „Wonderful X-mas Time“, die hier tatsächlich „Maxi-Version“ heißt, entwickelt den Kitsch zum Bombast mit Kirchenorgel, Pauken und Röhrenglocken – und stellt dem gleich selbst ein flockiges Percussion-Solo entgegen. „Leider sind Maxi-Versionen oft öde, weil sie das Bekannte einfach nur häufiger wiederholen“, sagt Off Topic vom Kaktus Klub, der den Remix arrangiert hat. Er dagegen hat die Melodie des Songs in einen neuen harmonischen Zusammenhang gestellt und einen viel größerer Spannungsbogen gezogen.

Wie könnte man Weihnachtsmusik anders angehen? Der Kaktus Klub zeigt es mit „Das Christkind kommt“. Die Funk-Nummer basiert nur textlich auf „Leise rieselt der Schnee“. Musikalisch ist da nichts leise, ein druckvolles Schlagzeug bringt Wah-Wah-Gitarren, Slap-Bass und 70er-Jahre-Clavinets zum Brodeln. Ganze neun bekannte Weihnachtslieder werden hier zitiert und von messerscharfen Bläser-Stakkati filetiert. Das klingt ungefähr so weihnachtlich wie der Soundtrack von „Kojak“, nur noch besser tanzbar.

Und schließlich packt „Bescherung“, eine kurze, aber wilde Nummer im C64-Sound, alle Panikgefühle in ein Musikstück, die jeder von uns schonmal auf dem Höhepunkt des Heiligen Abends hatte. Wer diesen Instrumentaltrack überstanden hat, braucht erstmal Glühwein, stimmungsvoll kredenzt im LED-Lichterschein.

EP: Rebell

Dem Quartett „Kaktus Klub“ gelingt es auf der EP „Rebell“ mit nur sechs Tracks, ein ungeahnt breites musikalisches Spektrum aufzuspannen: Von Rock über Irish Folk, von 90er-Jahre-Deutschrap über Punk, bis hin zu jazzigem Bossa Nova. Immer stiltreu, immer für einen Ohrwurm gut – und dennoch überraschend. Denn einerseits sind ihre Stücke so gefällig, dass man sie problemlos auch im Radio nebenher hören könnte – das hat man selten im Musikkabarett. Andererseits sind sie so randvoll mit sarkastischem Witz und mit musikalischer Parodie, sodass auch konzentriertes Hinhören lohnt.