Sie sind fieberhaft auf der Suche nach neuen Grooves, Klängen und Medien, rasend vor Neugier beim Entdecken und Erforschen neuer perkussiver Welten, außer sich vor Spielfreude auf der Straße und auf der Bühne– die sieben Musiker des „frantic percussion ensemble“ aus Lüneburg/Deutschland. Sie sind jung, frech, besitzen Können, Leidenschaft und den herrlichen Charme des Unverbrauchten – kurzum: frantic percussion hat die Lizenz zum Atemrauben und Mitreißen. Ganz legal.
Mit dem Schlagzeug-Ensemble „drumherum“ als Vorgänger-Formation bewiesen die Schlagwerker eine wortwörtlich zu nehmende Schlagfertigkeit: Höchste Perfektion und enormes Kreativ-Potenzial begeisterte das Publikum immer wieder in den vergangenen Jahren. Unter anderem bei den sommerlichen Musiktagen in Hitzacker, den Niedersächsischen Musiktagen, dem Projekt für Neue Musik „Heiderauschen“, beim NDR, dem Nachwuchsfestival Musik 21 und auf Konzerten in Deutschland, Italien, Polen und der Schweiz.
2009 und 2011 wurde das Ensemble jeweils mit einem Bundespreis beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ ausgezeichnet. 2010 erschien die erste eigene CD „Fettbemme“. Der Name ist Programm: lässig, ursprünglich, kraftvoll und ausgesprochen cool. Das „frantic percussion ensemble“ widmet sich zeitgenössischer Musik ebenso wie klassischen Schlagwerk-Stücken. Doch genauso wichtig sind eigene Kompositionen, dabei lassendie jungen Musiker Einflüsse verschiedenster Stile wie Drum n ́ Bass, Minimal Music und Jazz einfließen. Und überhaupt: Wer spielt schon auf alten Fahrrädern?
Trotz ihres noch recht jungen Alters können die Jungs schon auf verschiedene Uraufführungen und Kooperationen mit renommierten Künstlern und Komponisten wie Matthias Kaul, Gordon Kampe, Benjamin Lang, Axel Fries, Benjamin Scheuer, „Elbtonal Percussion“ und den englischen Percussion-Stars „4-Mality“ verweisen.
Webseite: frantic-percussion.com
CD: Wheeled
Eric Griswold: Concerto for prepared piano and percussion, Part V
Der 5. Satz des Concertos aus der Feder des australischen Komponisten Eric Griswold Die Vortragsbezeichnung dieses Stücks ist für das Ensemble Richtungsweisend und Namensgebend: FRANTIC (rastlos, ruhelos, fanatisch)
Matthias Kaul: BELL AIR
Glocken sind veritable Freiluftinstrumente und Bell Air ist zunächst als Freiluftstück konzipiert worden, wie der doppelsinnige Titel (Schöne Luft, Glockenluft) auch sagt. In resonanzreichen Aufführungsräumen bekommt das Stück allerdings ganz neue Qualitäten, aus einem sirrenden „Obertongetanze“ entwickelt sich eine Klangdichte, bei der unsere Trommelfelle fast ratlos werden. Diese „Fieses Stück“ wurde vom Frantic Percussion Ensemble 2010 während der Sommerlichen Musiktage in Hitzacker an der Elbe uraufgeführt.
John Cage: Double Music
Werk des amerikanischen Komponisten aus dem Jahr 1941. Zeitlos schön, vom frantic percussion ensemble mit interessanter und einzigartiger Instrumentierung interpretiert. Zu hören sind u.a. Blumentöpfe, Schieferplatten und Eisenrohre.
Glenn Kotche: Clapping Music Variations
Inspiriert durch das bekannte minimalistische Stück „Clapping Music“ für zwei Schlagzeuger von Steve Reich hat Glenn Kotche ein rhythmisch-melodisches Werk für insgesamt 12 Schlagzeuger erschaffen. Mit einer enormen Bandbreite von Schlaginstrumenten entwickelt sich „Clapping Music Variations“ aus dem minimalistischen Stil zu einem abwechslungsreichen Klangerlebnis. Zusammen mit dem Percussionstars „4-mality“ aus England hat das Frantic Percussion Ensemble im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage 2011 das Stück erarbeitet und aufgeführt.
Axel Fries: Pling 4
„Eine Komposition für Triangel solo – das überrascht. Triangeln sind in ihrer Konstruktionsweise an Einfachheit kaum zu überbieten, sodass die abrufbaren Facetten und Klangfarben erstaunen. Diese entstehen nicht nur durch unterschiedliche Spieltechniken, sondern auch durch das gezielte aufeinander Abstimmen der Triangel-Seitenlängen. Komposition und Improvisation arbeiten in gegenseitiger Abhängigkeit und geben so der Interaktion zwischen den Spielern eine besondere Rolle. Raumakustik einzubeziehen ist daher mehr als folgerichtig. Die Positionierung der Spieler in einem das Publikum umgebenden Rechteck macht die kompositorischen Feinheiten noch direkter erfahrbar und erlaubt dem Klang des Triangels, sich unmittelbar zu entwickeln. Mit der KopftonTechnologie wird dieser Ansatz auch außerhalb des Konzertsaales erfahrbar. Handelsübliche Stereo-Kopfhörer reichen aus, um die Fähigkeit des Ohres, Ursprungsrichtungen von Geräuschen zu bestimmen, so anzusteuern, dass das Eindruck entsteht, man sei tatsächlich von Triangelspielern umgeben.
Benjamin Lang: Dissolving Scenery
Auftragswerk des frantic percussion ensemble. Uraufführung im Januar 2011. „Scenery“ hat im Englischen die Doppelbedeutung ‚Landschaft’ und ‚Szenerie’. Ein Landschaftsbild liegt vor uns, voll kleiner, teilweise beinahe pittoresker Details. Unmerklich beginnt es, sich zu verändern und schließlich ganz zu zerfließen – bis es zu etwas völlig anderem geworden ist.
Matthias Kaul: Wheeled – für fünf Fahrräder und perkussive Gerätschaften
Ausgangspunkt dieses Stückes ist, wie bei vielen Kompostionen von Matthias Kaul, unser Alltag. Als Radfahrer kennen wir all diese Klänge: Panne, Fahrradwerkstatt, das Sausen der Luft um unsere Ohren wenn es endlich mal bergab geht, das entspannende Gangschaltungsticken beim Ausrollen, am Ziel… Wenn man all diese Klänge nun als Komposition erlebt, erscheinen sie neu und erstaunlich. So ist das mit unserem Alltag… Dieses Stück ist ein Auftragswerk des frantic percussion ensemble aus dem Jahr 2011.
Jonathan Szegedi: tikS
Ein Intermezzo für zwei Instrumentengruppen und Elektronik. Pflanzliche und mineralische Sounds auf der Einen, polymetrische und metallische auf der anderen Seite. Ein senegalesischer Sänger rundet das Klangbild ab. Massenspeichermedien werden zu Lautsprechern und Gewürzmühlen zu Instrumenten – Kürbisse und Kakteen eng verwoben mit Fastfood-Getränkebechern. Innovation durch Rekombination.
Brandt, Brauer, Frick: Teufelsleiter
Mit Teufelsleiter haben Daniel Brandt, Jan Brauer und Paul Frick ein außergewöhnliches Stück Musik geschaffen. Die Art und Weise, wie hier Komplexität und Minimalismus ineinander fließen ist bemerkenswert und erlaubt dem analytischen Gehör, sich trotz aller Polyrhythmik und harmonischer Vielfalt, die es zu entdecken gibt, zurückstellen zu lassen und zwar zu Gunsten der Füße, denn im Grunde ist es Techno. Sich aneinander reibende, warme Synthetik-Bässe paaren sich mit den perkussiven Sounds von Marimba und Vibraphon, das Drumset gibt die gemeinsame Flussrichtung vor und erfüllt seine Funktion als Vermittler zwischen den komplexen und tanzbaren Elementen dieses Musikstücks. Das Zusammenspiel von Pauke und Klavier ebnet den Weg für die sich, über den Verlauf des Stückes kontinuierlich auf- und abschwingenden Spannungsbögen.
Arvo Pärt: Da pacem Domine
Der estnische Komponist für zeitgenössische Musik, Arvo Pärt, hat mit „Da pacem Domine“ eine gregorianische Aniphon aus dem 9. Jahrhundert vertont. Das vierstimmige Werk ist für unterschiedlichste Besetzungen (Chor, Orchester, Blockflötenquartett,…) geschrieben. Das Frantic Percussion Ensemble legt die vier Stimmen nun auf das Vibraphon und hinterlegt diese mit einer minimalistischen aber groovigen Begleitung. Wie auch „Pling 4“ gibt es dieses Stück auf der CD als Zugabe in einer Kopfton-Version zu hören.